03.02.16: Gemeinsame Mittwochsausbildung mal anders: Bunkerführung in Kassel
Wussten Sie, dass es neun Bunker in Kassel gibt, acht hält die Feuerwehr im Auftrag der Bundesrepublik in Stand, einer fällt in die Zuständigkeit der Stadt.
Insgesamt bieten die Bunker 29 000 Menschen Schutz. Das entspricht etwa 15 Prozent der Einwohner Kassels. Die Bunker sind Relikte aus Zeiten des Dritten Reichs und des Kalten Kriegs.
Der geschichtsträchtigste Bunker Kassels ist die Stollenanlage im Weinberg. Mehr als 10 000 Menschen finden dort Schutz. Die 3,5 Kilometer Stollen wurden 1825 im Auftrag verschiedener Bierbrauer in den Weinberg getrieben. Er diente als Bier- und Eislager.
In Kassel angekommen, erwartete uns bereits Thomas Schmidt, vom Feuerwehrverein Kassel, der uns ca. zwei Stunden durch diesen Tunnel und das Labyrinth aus Stollen und Gängen der Bunkeranlage führte. Nach einer kurzen Einführung führte er uns durch verschiedene Bereiche der Bunkeranlage. An verschiedensten Stationen machten wir Halt und erfuhren etwas über die Nutzung der Anlage. Die Temperatur im Innern liegt konstant bei zehn Grad Celsius - die Luftfeuchtigkeit bei mehr als 90 Prozent.
Faszinierende Geschichten hörten wir über Weinanbau, Champignonszucht und Bierlagerung. Natürlich auch über die Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg, als die Bewohner der Stadt Kassel in der Bunkeranlage Schutz suchten. Er berichtete über erschütterten Schicksale und bestürzenden Zuständen in diesem Bombennächten, die größtenteils auf Gesprächen mit Zeitzeugen basieren. Der Weinberg-Stollen ist aber auch der einzige Bunker, in dem kein Mensch wegen Bombeneinschlags ums Leben kam, konnte Herr Schmidr berichten. 1992 wurden die schweren Eisentüren aufgebrochen und zwei junge Männer organisierten eine illegale Technoparty. Noch heute zieren Graffiti die Wände. Daneben sind Namen eingeritzt. Namen von Menschen, die in der Bombennacht 1943 um ihr Leben fürchteten.
Bei so viel Geschichte und Anekdoten bemerkten wir nicht, wie die Zeit verging. Doch am Ende waren wir wohl alle ganz froh, dass wir wieder hinauf ins Freie steigen durften.
Die Führung war ein großartiges Erlebnis. Wir können die Führung jederzeit weiter empfehlen.
Ein ganz lieber Dank geht an die Organisatoren, sowie an den Feuerwehr-Verein Kassel e.V., der die Führungen durch den Weinberg organisiert und natürlich an Thomas Schmidt der das super gemacht hat und dafür sorgte, dass keiner im Bunker bis zur kommenden Führung in zwei Wochen zurückbleiben musste.